„Freundschaft mit Kindern ist die zeitgemäße Form von Kindesmissbrauch“ sagte kürzlich mein sehr geschätzter Kollege Wolf Büntig in einer Gruppe.
Stimmt!
Denn was bedeutet das, Freundschaft? Genau: Wir sind auf Augenhöhe. Wir erzählen einander unsere Sorgen. Wir sind von gleich zu gleich für einander da. Wir sind einander ebenbürtig.
Viele Eltern verkumpeln sich mit ihren Kindern. Gut gemeint, aber verheerend in den Folgen. Denn es bringt Kinder in eine Situation, in der sie keine Kinder mehr sind, sondern kleine Erwachsene. Kinder brauchen den Schutz ihrer Eltern, und manchmal auch deren entschlossenes Eingreifen zur Kurskorrektur. Kinder brauchen es aber auch, ihre Eltern manchmal doof finden zu dürfen. Sich gegen sie aufzulehnen. Sich an ihnen zu reiben. Sich an ihnen zu entwickeln, Machtkämpfe mit ihnen auszuführen, in denen die Eltern die Stärkeren sind. Kinder sind gleich viel wert wie Erwachsene. Aber sie sind ihnen nicht ebenbürtig. Und dieses Bewusstsein ist wichtig für Kinder, damit sie sich gut entwickeln können.
All das geht nicht, wenn unsere Kinder auch unsere Freunde sind. Wollen wir die Freunde unserer Kinder sein, tun wir vor allem uns selbst damit einen Gefallen und drücken uns vor den unangenehmen Facetten der Elternschaft: wir verstehen uns immer super mit unseren Kindern und vermeiden Konflikte, wir verhandeln demokratisch und übergeben damit unseren Kindern mehr Verantwortung als sie verkraften, wir setzen die Kinder in die Position von Erwachsenen und nehmen ihnen damit einen Teil ihrer Kindheit, wir wollen sie für unser eigenes Glück und Wohlbefinden, für das sie nicht zuständig sind. Das ist Missbrauch, und viele der so groß Gewordenen werden eben nicht zu glücklichen Erwachsenen, sondern zeigen vielfältige Störungen in ihrer Gefühlswelt, aber auch in ihrem Sozialverhalten.
Wofür Kinder Verantwortung übernehmen sollten und wofür nicht, darüber schreibe ich kommende Woche hier im Blog!