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Macht positives Denken die Höchstleistung?

Sportpsychologie. Das mache ich gerade sehr intensiv. Hintergrund ist, dass auch im Mountainbike-Sport Olympia-Jahr ist. Und ich unterstütze mit Nina Benz und David List zwei Elite-Fahrer, die beide richtig Bock auf Paris haben. Die diese Saison schon unglaublich viel bewiesen haben. Nun kann man im Cross Country vieles nicht beeinflussen. Da gibt es oft Stürze, in die man mitgerissen wird, das Material macht Probleme. Aber alle Faktoren, die wir beeinflussen können, richten wir optimal aus.

Dabei begegnet mit bei Sportlern eine Menge, was sich Mentaltraining oder Sportpsychologie nennt. Positiv müsse man denken, an sich glauben, das Ziel visualisieren. Wenn es so einfach wäre, wären alle Fahrer Weltmeister. Denn das tun eh schon viele. Nur – funktionieren tut es oft überhaupt nicht. Und das liegt nicht an den Fahrern, sondern daran, dass diese Tipps einfach Quatsch sind. Hie und da mögen sie richtig sein. Aber sie machen nur 10% dessen aus, was im Bereich der Sportpsychologie überhaupt möglich ist – und auch nötig. Und manchmal sind sie einfach auch kontraproduktiv. So, wie Grog eine gute Sache ist, wenn man gerade in einer eisigen Nacht im Zelt liegt. Und in anderen Situationen auch nicht. Und „positives Denken“ in der Form, in der es meistens praktiziert wird, ist meistens kontraproduktiv. Nicht nur, wenn die Sportler es praktizieren. Denn sagen sie sich: „Heute ist mein Tag!“ nachdem es drei Rennen mit diesem Gedanken überhaupt nicht gelaufen ist, demotiviert der Gedanke viel mehr als dass er anspornt.

Was bedeutet Sportpsychologie für die Sportler? Was macht man da alles? Da geht es einerseits um Regeneration: Möglichst schnell möglichst intensiv erholen. Entspannen wenn nötig. Anspannen, wenn nötig. Spannung und Gefühle regulieren. Das heißt, kontrollieren: Aggressiv sein, wenn es nötig ist, gelassen zu bleiben, wenn es nötig ist. Dann um Motivation und vor allem um den Sieg über den inneren Schweinehund. Als wäre Sport nur Wettkampf. Wer jede Woche über 30 Stunden einsam auf dem Rad sitzt, muss das erst einmal durchhalten, wenn es Bindfäden regnet. Also dranbleiben in vielen einsamen Stunden, durchziehen, obwohl zuhause die Heizung läuft und eine warme Badewanne wartet. Es geht auch darum, spezifische Blockaden aufzufinden und zu lösen. Auf gedanklicher, aber auch emotionaler Ebene. Es geht darum, verlieren zu lernen, es auszuhalten, wenn man erneut aufgrund eines Sturzes raus ist, den man nicht selbst verschuldet hat, und die ganze Arbeit der letzten Wochen war umsonst. Oder wenn der andere eben doch noch schneller war. Es geht aber auch darum gewinnen zu lernen. Zum ersten Mal das Idol überholen, zu dem man 2 Jahre vorher noch hochgeschaut hat. Das erst Mal in die Top 20 zu fahren und dann keinen Druck zu kriegen. Es geht darum, die Reaktionszeit zu verbessern, mit Hilfe mentaler Techniken, oder einen spezifischen Flow-Zustand auszulösen, in den Tunnel zu kommen, Schmerzen auszublenden, wenn in der letzten Runde die Beine brennen. Es geht darum, sich für Interviews gut vorzubereiten und auch auf komische Fragen souverän zu antworten. Es geht darum, in der Lage zu sein, den Preis zu bezahlen, den Leistungssport kostet. Man muss ihm alles andere unterordnen. Es ist ein Leben, das hart ist, und nicht jeder gewinnt ständig Medaillen. Es geht darum, Persönlichkeiten so zu entwickeln, dass sie mit massivem Druck und viel Verzicht gut umgehen können, resilient und reif werden, damit der Leistungssport nicht krank sondern stark macht. All das steht hinter einem erfolgreichen Sportler oder einer erfolgreichen Sportlerin.

Im Olympia-Jahr feilen wir auch noch an den kleinsten Details. Dahinter liegen 2-3 Jahre intensiver Arbeit. Gemeinsam, aber auch solche, die die Sportler Woche für Woche selbst leisten. Damit wir alles, was wir beeinflussen können, auch maximal beeinflussen. Im Zusammenspiel mit Trainer, Physio und anderen Experten in dem Umgebung. Deshalb: Positives Denken ist manchmal kein Fehler. Manchmal aber schon. Und einfach nicht genug.

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