Reisen macht gelassen und schlau. Warum das so ist, lässt sich leicht erklären.
Ich meine nicht: Mit dem Auto ins Allgäu fahren, dort in einem Hotel übernachten, das überall auf der Welt sein könnte, tagsüber essen oder saunieren und abends im Zimmer fernsehen. Oder pauschal in ein anderes Land reisen, vom Flughafen abgeholt werden, im Hotel Deutsch sprechen, vom Buffet essen und vielleicht einen kleinen Ausflug machen, der von A bis Z organisiert ist, in der Gruppe, mit der man schon die ganze Zeit unterwegs ist.
Ich meine: An einen Ort fahren, an dem man sich nicht auskennt, und wo man sich zurecht finden muss. Mit einer Karte, einem Reiseführer, in einer anderen Sprache. Wo an etwas isst, das man noch nie oder noch nie auf diese Art gegessen hat. Wo man den ein oder anderen Fehler macht, weil man sich nicht auskennt. Wo man wirklich in Kontakt mit echten Menschen anderer Kultur kommt. Vielleicht, weil man in einem Laden einkauft, durch den die Touristen nicht durchgeschleust werden. Vielleicht, weil man in eine Gegend reist, in der wenige Fremde sind und auch keine entsprechende Infrastruktur. Vielleicht, weil man privat unterkommt. Vielleicht, weil man mit dem „Local Bus“ reist, inmitten von Hühnern und Großfamilien.
In neuen und unbekannten Umgebungen entwickelt sich unser Gehirn. Es muss neue Verknüpfungen bilden. Es beginnt, schneller zu lernen als vorher. Wissen, das wir uns vorher theoretisch aneignen wollten, zum Beispiel in einer Sprache, entsteht fast von selbst – wenn wir uns einlassen und es probieren, um den Preis, dass wir uns hie und da blamieren und vielleicht eine Speise serviert bekommen, die wir eigentlich gar nicht wollten. No risk no fun, heißt es auch auf Reisen. Wer sich darauf einlässt, wächst.
Dazu kommt, dass wir durch solche Reisen automatisch unseren eigenen Horizont erweitern. Denn inneren. Und dadurch ganz automatisch mache Dinge zuhause plötzlich mit anderen Augen sehen. Das ist ein wundervoller Gewinn! Wenn du also die Wahl hast zwischen einer Reise und einem schickeren Auto – nimm die Reise! Und fahre noch ein Jahr länger mit deiner alten Rumpel 🙂
Herzlich, Anke